Was war nicht alles über dieses Spiel und die damit verbundene Reise gerätselt und diskutiert worden. Wieviel hunderte Leute hatten immer mal wieder in den Raum geworfen das sie auf jeden Fall nach Albanien fahren würden. Die Realität sah dann doch anders aus. Zusammen mit Moritz, Nico und Öhli fuhr man am Montag nachmittag mit der deutschen Bahn gen Karlsruhe, von wo es in der Nacht dann via Milan nach Bari ging. In Karlsruhe verfiel man bereits das erste Mal in Frust, da der Zug nach Mailand so viel Verspätung hatte das man Angst hatte die Fähre in Bari nicht mehr zu erreichen. In Mailand hatte man erstmal 2 Stunden Aufenthalt, sodaß man die dort ansässige Alkoholikerszene begutachtete. Der Zug nach Bari wurde dann etwas voller, sodaß man eher unkonventionelle Methoden verwendete um ungebetenen Fahrgästen den Aufenthalt in unserem Abteil zu verwehren. Letztendlich ließ sich doch ein Italienischer Soldat nicht abschütteln. Per Taxi ging es dann problemlos zum Fährhafen, wo schon einige Deutsche unherflanierten. Beim Einchecken war für einen Sportsfreund aus Giessen dann allerdings schon Feierabend, da dieser seinen Reisepass vergessen hatte. Dumm gelaufen. Nachdem man seine Kabine bezogen hatte überzeugte man sich erstmal von dem alkoholischen Zustand der berüchtigten Koma-Kolonne rund um Joschi, Apel und Lappe. Diese unterzogen sich nicht der "Reisepass-abgeben-Prozedur" sondern stürmten gleich über die Absperrung in die Vorhalle. Nachdem es zu kleineren Reibereien mit Albanern gekommen war, bewegte sich die Gruppe hoch zur Bar wo weiter gesoffen und gegröllt wurde. In Zukunft werden sich albanische Fährgäste vor Fahrtantritt wohl zuerst erkundigen ob Deutsche an Bord sind, und demnach entscheiden ob sie sich eine Kabine sind. Unsere Reisegruppe verzog dann doch recht früh in die Kajüten um den nächsten Tag in dem "bösen" Land fit zu sein. Das Auschecken aus der Fähre erwies sich dann als schier endlos. Im Hafen von Dürres standen dann schon unzählige Albaner rum die einen unbedingt nach Tirana fahren wollten. Kurzerhand wurde ein Preis von 50 DM ausgehandelt und schon ging es los. Zu dieser Hafenstadt Dürres sollte vielleicht erwähnt werden, das es wirklich das grösste Drecksloch ist was ich je gesehen habe. Das Taxifahren in Albanien erwies sich auch als sehr abenteuerlich. Erstmal gibt es keinerlei Verkehrsschilder, die Straßen sind nicht die allerbesten und ab und an stehen auch schon mal Esel- oder Pferdekarren mit Heu auf dem Weg. Alles in allem aber trotzdem ungefährlich. Der Fahrer ließ uns wie gewünscht am Skanderbeg-Platz heraus, welcher auch gleichzeitig das einzige touristische Ziel dieser Stadt darstellen dürfte. Überall lauerten Geldwechsler mit Bündeln von Geld, welche man aber links liegen ließ. Zunächst suchte man einen Biergarten mit Weststandard auf, wo man sich ein paar Gösser gönnte. Assi-Armin (City Boys Ulm) schien sich immer wieder zu wundern warum keiner seinen schwäbischen Dialekt verstehen konnte. Danach ging es zum Spielerhotel um seine Eintrittskarten abzuholen. Dort hatte sich schon der ganze Fantross versammelt. Einige waren nicht mit der Fähre gekommen sondern waren über den Balkan gefahren und sich noch ein Länderspiel in Mazedonien angeschaut. Nach kurzem Pläuschchen und erfolgreicher Nahrungsaufnahme bei einem Kroaten ging es wieder in unseren Biergarten. Etwa 2 1/2 Stunden vor Anstoß machte man sich dann auf zum Stadion. Dort herrschte von der Polizei verursachtes Chaos. Zunächst sollte eine Strassensperre errichtet werden, die aber immer wieder missachtet wurde; aus dem Stadion wurden immer wieder Zigeunerkids gejagt, die sich illegal Zugang verschafft hatten.Das Stadion würde in Deutschland wohl kaum den Zuschlag für ein Länderspiel bekommen. Es gibt eine kleine überdachte Sitztribüne sowie unüberdachte Sitzplätze im Rest des Rundes. Toiletten oder Verpflegungsstände sucht man vergebens. So richtig konnte einem auch niemand Auskunft geben, wo sich denn nun genau der Gästeblock befand. Es gab ihn halt gar nicht. Man befand sich im selben Block wie die Albaner. So sammelten sich die ca. 70 Deutschen in eben diesem Block unten am Zaun. Die wenigen Fahnenplätze waren schnell vergriffen. Nur durch dem Vorzeigen des PA konnte man noch einen ergattern. Bei sommerlichen Temperaturen bot unsere Elf ein wieder mal typisches Spiel. Die Stimmung war streckenweise ganz ok aber keinesfalls so heißblütig wie erwartet. Erst in Hälfte 2 als ein Stuttgarter einem Zigeunerblag eine langte wurde es hitziger. So landeten einige kleine Steine und Feuerzeuge neben uns. Diese Aktion anworteten einige Mutige mit "Serbia"-Rufen. (vielleicht nicht ganz angebracht). Nun fühlte man sich nicht mehr ganz so sicher. Immer wieder kletterten irgendwelche Kids in unseren Block,oder rissen an unseren Zaunfahnen herum was sich erst einstellte als ein Dortmunder Sportsfreund mitten in den Block kotzte. Mittlerweile war uns die Idee gekommen vielleicht doch noch die 23h Fähre am selben Abend zu bekommen. So wollte man etwa 1 Minute vor Spielschluss das Stadion verlassen, was uns aber von der Polizei verwehrt wurde. So ging man einen Block weiter und hatte dort Erfolg. Im Joggingtempo ging es einmal rund ums Stadion wobei man sich mit nur 4 Personen nicht allzu sicher fühlte. Kurzerhand wurde in ein Taxi gesprungen und ein Preis von 60 DM ausgehandelt. Kaum saßen wir drin schlugen auch schon irgendwelche Albaner gegen das Taxi was den Fahrer nicht allzusehr freute. Die Fahrt nach Dürres dauerte ca. 1 1/4 Stunden wobei die Fahrweise einem noch mehr widersprach als die Hinfahrt. Besonders die unbeleuchteten Pferdekarren dürften auf deutschen Landstraßen wohl kaum abgestellt werden. Man kann von Glück sprechen das man nicht angehalten und abgezogen wurde, da alle paar Meter Poilzeistreifen in der Prärie rum standen. Mit einem deutschen Kennzeichen wäre das wohl teuer geworden. Beeindruckend auch die Müllverbrennungsanlage. Hier wird nachts einfach der Müll links und rechts der Straße angehäuft und angezündet. Unser Taxifahrer (der alte Wichser) fuhr uns natürlich in eine andere Ecke des Hafens, um dann weitere 50 DM zu fordern. Diese bekam er natürlich nicht und so stiegen wir aus. Dazu muss man sagen das diese Hafengegend kein schönes Fleckchen Erde war.Straßenpenner inklusive. Zum Glück erklärte sich ein anderer bereit uns für nen 10er zur Fähre zu bringen. Dort klappte die Umbuchung ohne Probleme und mann war happy. So feierte man auf dem Rückweg ein wenig mit RM-Andy und dem Moosburger bis das Bier ausging. Für die anschließende Bahnstrecke von Bari nach Mailand überließ man den Münchner Kollegen unsere Platzreservierung, was dem Schaffner als Fahrkarte nicht ausreichte und sie in Foggia aus dem Zug warf. Am Freitagmittag kam man dann wieder wohlbehalten, und (nach 5 Tagen ohne Dusche) starkriechend in Wiedenbrück wieder an.