War man nach dem Spiel in Leipzig noch guter Dinge gewesen, sollte man bis zu seiner Schlafstätte noch eine kleine Odyssee durchleben. Nachdem man bis zur tschechischen Grenze vorgedrungen war, setzte auf der Slalom-Landstraße starker Regen sowie ziemlich dichter Nebel ein. Bei Sichtweite unter 20 m und Aquaplaning übelster Art konnte man an einer Bergkuppe in letzter Sekunde noch verhindern der Fahrbahn untreu zu werden. Die 2. Hürde stellte ein Reh da, das trotz Lichthupe zunächst nicht die Strecke verlassen wollte. Als man dann schließlich auf der Suche nach einer ausgeschilderten Pension plötzlich im Garten eines Ortsansässigen stand, hatte man endgültig die Schnauze voll, und steuerte das nächste Hotel an. Dies sollte sich als Schnäppchen erweisen. Für die Übernachtung mit Frühstück mußte man 20 Mark berappen, hinzu kam ein wenig Kleingeld für Pils. Am nächsten Tag machte man sich gegen mittag auf in Richtung Liberec. Da diese Stadt nicht all zu viel zu bieten schien, und man das Stadion auch schon ausfindig gemacht hatte, beschloß man sich noch andere Stadien anzusehen. Zunächst führte es uns ins ca. 50 km entfernte Boleslav , wo man sich ein Bild des Mestsky Stadion (Spielstätte des FK Mlada Boleslav)(2.Liga) machte. Optisch vergleichbar ist diese Stadt ungefähr mit Jena-Löbbeda oder Berlin-Marzahn. Zum Mittagessen durfte es danach natürlich nur nach MCDonalds gehen. Gut gestärkt fuhr man nun nach Jablonec um sich das Stadion "Strelnice" des FK Jablonec 97 anzuschauen. Ein absolut cooles Ostblockstadion daß jeden Feind der Kommerzstadien begeistern würde. Nun war die Zeit gekommen um sich dem heutigen Spiel zu widmen. Das Stadion U Nisy liegt am Rande der Stadt und wußte den Autor dieser Zeilen durchaus zu gefallen. Zwar sehen die Hintertortribünen ein wenig wie Fertigbauteile aus, dafür ist die Haupttribüne ein absoluter Blickfang. Sie ist in einen Felsen eingelassen, und mit hellblauen Sitzschalen versehen. Auf der anderen Gerade ist komischer Weise gar nichts. Hopper mit kleinerer Börse haben hier wie fast überall in Tschechien ihre wahre Freude. Der Hauptribünenplatz kostete 3,50 DM. Weitere 50 PF waren für ein überdurchschnittliches Programmheft zu blechen. Am Fanstand deckte man sich schließlich für ca. 2,50 DM mit einem Feuerzeung, 1 Pin und einem Kugelschreiber ein. Auch Freunde des gepflegten Suffs haben hier ihre wahre Freude. Neben dem halben Liter Bier für ca. 80 PF gibt es diverse harte Alkoholika zum Taschengeldpreis. Zum Spiel: Das Stadion war mit ca. 4000 Zuschauern relativ gut gefüllt. Der Gästeanhang war mit ca. 15 Personen doch ein wenig enttäuschend. Liegt doch der Prager Vorort gerade mal 70 km von Liberec entfernt. Die Stimmung war von der Schlußviertelstunde mal abgesehen relativ mau. Der Spielverlauf hingegen konnte nicht viel spannender und interessanter sein. Nachdem Slovan mit 1-0 in Führung gegangen war, glichen die Prager aus und gingen mit dem Pausenpfiff sogar mit 1-2 in Führung. Nach der Pause drehten die Gastgeber dann mächtig auf und gewannen verdient. Nach dem Schlußpfiff wurden die Pokalsieger der Vorsaison noch mit stehenden Ovationen in die Kabine begleitet. Der Verfasser dieser Zeilen befand sich zu diesem Zeitpunkt schon wieder innerlich lauter Vorfreude auf seinen Sitzplatz vorne links im PKW. Nach anstrengender Rückfahrt befand man sich am Montagmorgen um 2 Uhr wieder in Wiedenbrück und freute sich schon darauf 6 Stunden später seine Arbeitskraft gegen Entgeld anbieten zu dürfen(stöhn).