Partizan Belgrad - Roter Stern Belgrad
2 - 2

 

19.10.02 , Anstoß 17:00 , Partizan, Belgrad
1. Liga Jugoslawien

 

Nun war es endlich gekommen. Das Derby zu dem ich schon seit Jahren fahren wollte. Zunächst wurde unser PKW in der Innenstadt an einer halbwegs sicheren Stelle abgestellt. Nachdem wir uns noch ein völlig zerbombtes Bürogebäude angeschaut hatten, versuchten wir ein Taxi zu bekommen. Dies erwies sich als schwieriger als erwartet. Zwar standen genug Taxis herum, doch keiner wollte uns zum Stadion fahren. Letztendlich konnte man dann doch einen davon überzeugen uns wenigstens in die Nähe des Grounds zu bringen. Dort angekommen überschlugen sich auch schon die Ereignisse. Die Roter Stern waren in unmittelbarer Stadionnähe schon mächtig am wirbeln, während die Partizan-Anhänger mittels einer Strassesperre noch in Schacht gehalten wurden. Mittels gängiger Ausweise brachten wir uns in die Position zwischen beide Fangruppen um besser Fotos machen zu können. Just in dieser Zwickmühle, löste sich die Strassensperre, und die Partizan-Leute liefen die Strasse rauf Richtung Gegner. Die Roter Stern Anhänger indes begannen damit in die andere Richtung mit Steinen zu schmeissen. Aus lauter Not verschanzte man sich ein wenig hinter einer kleinen Fanbude bis man aus dieser Sandwich-Situation heraus war. Danach passierte vorm Anpfiff nix mehr, nicht zuletzt aufgrund des wirklich massiven Polizeiaufgebots. Das Stadion Partizan ist zwar recht hübsch allerdings mit dem Manko, dass es abgesehen von der 2-reihigen Diplomatenloge keine überdachten Plätze gibt. Aber für diese auserwählten Plätze hatte man ja glücklicherweise Karten, denn kurz nach Anpfiff fing es mitunter heftig an zu regnen. Zu Spielbeginn zeigten beide Fangruppen jeweils eine gelungene Choreo. Die Roter Stern Anhänger präsentierten unzählige kleine Zettel, die Partizan Supporter überzeugten mittels einiger langer Folienbahnen. Das Spiel begann flott. Bereits nach 3 Minuten ging der Gast unter einem richtig genialen Torpogo in Führung. Danach war auf den Rängen mehr los als auf dem Feld. Immer wieder kam es in beiden Fanblöcken zu heftigen Schlägereien, bzw. zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Kurz vor der Pause fiel dann der Ausgleichstreffer. Zum Anstoss der 2. Hälfte gab es auf beiden Seiten eine geile Bengalshow zu bewundern. Danach ging der Rote Stern erneut in Führung, ehe die Partizanen ein zweites Mal ausglichen. Obwohl der Gast eindeutig mehr Spielanteile hatte mussten sich sie schliesslich mit einem Unentschieden begnügen. Stimmungsmässig war diese Partie übrigens phänomenal. Beide Fangruppen supporteten durchgängig laut und fanatisch ihre Teams.
Nach der Partie verzichtete man hier darauf die Gäste zunächst in ihrem Sektor festzuhalten und liess sie ziehen. Händereibend begaben wir uns schnell erneut zu der Kreuzung an der es vor dem Spiel ein wenig gescheppert hatte. Doch nun sollte hier nix mehr anbrennen. Die Polizei hatte etliche Strassensperren errichtet und liess nun auch nicht mehr mit sich reden. Möglicherweise sind beide Fangruppen an anderem Ort nochmal aufeinander getroffen, in Stadionnähe garantiert nicht. Aufgrund besagter Sperren musste man einen Umweg durch einen Park gehen. Da sich hier einige zwielichte Gestalten und man in Jugoslawien als Deutscher alles andere als beliebt ist, verzichtete man kurzfristig auf Konversation in unserer Muttersprache. Mangels Taxis liefen Grünebaum und ich zu Fuss zurück Richtung PKW wo auch wenig später auch Detlef aufkreuzte. Nach ausgiebiger Mahlzeit bei McD verliess man die Stadt und fuhr Richtung kroatische Grenze. Am Grenzübergang ärgerte man noch den Beamten vom Hinweg ein wenig indem man zunächst sein Visum aus dem Reisepass nahm, sodass der Mann in dunkelblau diese Papier energisch nachfordern musste. Danach fiel ich in einen tiefen Schlaf und erwachte in Udine.
Alles in allem muss man sagen dass das Belgrader Derby schon was besonderes ist. Allerdings hatte ich es mir noch ein Stück heftiger vorgestellt da nach dem Spiel grösere Randale ausblieb. Trotzdem kann ich diesen Kick nur jedem empfehlen.