FK Pobeda Prilep - FK Sileks Kratovo
1 - 0

 

21.09.03 , Anstoß 15:30 , Goce Delcev, Prilep
1. Liga Mazedonien

 

Zunächst einmal musste man irgendwie aus Sofia raus und den richtigen Weg Richtung Mazedonien finden. So fuhr man erstmal 20km komplett in die falsche Richtung. Da wir nicht wussten ob der äussere Stadtring noch kommen würde hielten wir an einer Raststätte an um zu fragen. Hier kam es zu einer ganz witzigen Situation. Zur Bardame sagte ich:" I want do go to Macedonia, but I don´t know where I am.". Sie antwortete doch glatt:" You are in the near of Sofia." Was hatte die denn geglaubt wie ich denn hierher gekommen sei. Etwa zu Fuss durchs Gebüsch gekämpft? Nun gut, sie begriff wohl dass ich schon in etwa wusste wo ich war, nur halt nicht genau. Sie gab uns dann den Tip zu drehen und dann den Ring Richtung Südwesten zu nehmen. Man fand dann auch die richtige Strecke. Allerdings blieb die Ausschilderung äusserst beschissen. Die Grenznahen Städte Pernik und Kjustendil waren nirgends ausgeschildert. So fuhr man etwa 50km über einen besseren (schelchteren?) Feldweg durchs dunkel und weichte so gut es ging den Schlaglöchern aus. Alleine wäre ich nach 5km umgedreht und im nächsten beleuchteten Ort geblieben. Irgendwann verfranste man sich total. Man stand in einem Ort welcher aus 2 Strassen stand auf einer dieser die mehr als schlecht war. Das konnte doch unmöglich der richtige Weg nach Mazedonien sein? Im Dunkeln tauchte plötzlich eine Frau in einem Hauseingang auf. Man stieg also mit dem Atlas aus um zu erfragen wo man denn sei. Während sie wenigstens so tat als könne sie englisch verstehen tauchten dann noch 2 Kerle auf, von denen einer so aussah als wolle er sagen:" Wat machst du hier mit meiner Uschi?". Einer der Jungs entpuppte sich jedoch als hilfsbereit und fuhr mit seinem KFZ vorraus bis zu der Kreuzung wo Kjustendil ausgeschildert war. Nett bedankt konnte jetzt nicht mehr viel schief gehen da auf den Schildern auch die kyrillische Schreibweise von Skopje auftauchte. Gegen 2h30 erreichte man die bulgarisch-mazedonische Grenze. Hier hatte man wohl noch nie einen deutschen "Touristen" sehen, Irgendwie kam er gar nicht darauf klar wieso 3 Deutsche nachts über diese Grenze einreisen um angeblich Sightseeing in Skopje zu machen. Da er Pinis vorläufigen Reisepass überhaupt nicht deuten konnte holte er flux einen Dolmetscher herbei. Kam dann doch zu keinerlei Problemen. Auf mazedonischer Seite sass dann 2 Zolluschis die permanent nur am Kichern waren und uns so anschauten als hätten sie uns am liebsten alle 3 in ihrer Bude vernascht. Danach tauchte noch ein Kerl auf der einen Kick in unseren Kofferraum werfen wollte. Er fragte dann:"Where are you going?". Ich verstand sein gebrochenes Englisch aber nicht und verstand stattdessen:"What are you drinking?". Als ich ihm also antwortete:"Drinking?" brach Bischof im Auto in lautem Gelächter aus. Der Zöllner sagte uns noch:"Welcome to Macedonia!" und liess uns fahren. Noch Minuten später mussten wir uns immer noch vor Lachen krümmen. War halt so eine typische Situationskomik.
Man fuhr noch bis etwa 30km vor Skopje und steuerte dann ein Motel an. Dieses erwies sich dann als entschieden zu teuer. So wurden auf dem Parkplatz ein kleiner Hund mit Waffeln und Knäckebrot gefüttert und man machte es sich im Auto bequem.
Nach ein paar Stunden Schlaf fuhr man dann in die mazedonische Hauptstadt wo man sich den McD-Länderpunkt holte und sich ein wenig einheimisches Geld besorgt. Via Autobahn ging es dann Richtung Süden für etwa 70 km. Dann folgte noch ein Stück Landstrasse für etwa 50km. Dieses Stück hatte es jedoch in sich. Mitten durch die Berge führte diese Strecke. Total herrliche Landschaft. Etwa 20km vor Prilep geriet man dann in einen Stau. Nachdem es innerhalb einer Viertelstunde nicht einen Zentimeter nach vorne ging marschierte man mal zum Anfang des Staus. Der englischsprechende Polizist erklärte dann dass auf der Strasse eine Mine aus dem Krieg hochgegangen sei und die Strecke nun erst wieder repariert werden müsse. Es gäbe da noch eine Alternative. Die alte Strasse nach Prilep sei aufgrund des Vorkommnises heute extra freigegeben, sei aber seit 1962 nicht mehr befahren gewesen und sei in äusserst schlechtem Zustand. Ein Blick diese Strasse hinunter genügte um zu entscheiden dass diese Variante nicht in Frage kam. Womöglich sind da noch mehr Minen.
Man setzte sich in die Sonne und gegen 13h30 konnte es weitergehen. Gegen 14h erreichte man das Städtchen Prilep welches einen ganz netten Eindruck machte. Man parkte das Auto direkt am Stadion und setzte sich noch auf ein Bier in einen Biergarten. Hier kam man in einem Mazedonier ins Gespräch der gut deutsch sprach. Er konnte nicht so richtig verstehen dass wir nur zum Fussball hier seien. Obwohl wir immer wieder betonten dass dies nur unser Hobby sei pochte er darauf dass wir Talentspäher seien. Als er dann noch hörte dass wir aus Dortmund kämen und die 2. Mannschaft von Borussia in der 3. Liga kicken würde war alles aus. Sowohl dem Kneipenbesitzer als auch ihm Bekannte die hier vorbeikamen erzählte er von uns und unserem angeblichen Auftrag. Die Bedienung kam gleich alle 2 Minuten um den Tisch abzuwischen.
Kurz vor Kick-off ging man dann nochmal zum KFZ wo man sich mit Ansgar und Almut traf. Gemeinsam wurde dann der Ground geentert. Man setzte sich zunächst in die Sonne, was dann aber irgendwann schlichtweg zu heiss war. Zur Stadionbeschreibung und dem Spielverlauf zitiere ich mal Ansgar Spiertz:
In der ersten Hälfte findet das Spiel auf äußerst schwachem Niveau statt, so daß es nicht unwahrscheinlich erscheint, daß Spartak Trnava im UI-Cup nicht mit voller Kraft gespielt hat. Als es in die Pause geht, steht noch keine echte Torchance zu Buche, so daß alles auf ein torloses Unentschieden hinauszulaufen scheint. Im zweiten Abschnitt legen dann die Hausherren doch noch etwas zu und tauchen immer mal wieder vor dem Gehäuse von Sileks auf. Große Aufregung gibt es, als der Schiedsrichter einen Elfmeter für die Hausherren geben will, die Entscheidung nach einer Konsultation seines Assistenten dann aber wieder zurücknimmt. Die Entscheidung fällt dann doch noch durch einen Strafstoß: in der 60. Minute zeigt der Unparteiische wieder auf den Punkt und diesmal bleibt es dabei. Der Elfmeter, souverän per Flachschuß ins rechte Eck verwandelt, führt zu einem Tor, das wohl sonst nicht mehr gefallen wäre. Bereits vor der Strafstoßentscheidung war das Level der Partie wieder deutlich gesunken, nach dem Führungstreffer für Pobeda wird sie wieder zu dem, was in Fankreisen mit dem Prädikat "Grottenkick" versehen wird. Wenigstens ist den Zuschauern ein torloses Remis erspart worden.
Und mit dem Siegtreffer der Hausherren scheinen wirklich alle im Stadion glücklich zu sein, denn es ist überhaupt kein Support für die Gäste wahrzunehmen, die mit gut 150 Kilometer Entfernung freilich auch aus einem für mazedonische Verhältnisse recht weit entfernten Spielort anzureisen hätten. Die Heimsupporter bleiben über den Großteil der Partie auch eher ruhig außer bei den wenigen Torchancen. In die Halbzeit schicken sie die beiden Teams mit einem gellenden Pfeifkonzert, das wohl belegt, daß die Qualität der heutigen Partie den Erwartungen an ein Spitzenspiel der 1. Liga in keiner Weise genügen kann. Richtig laut wird es bei dem zurückgenommenen Elfmeter, der auch auf den Rängen zu einiger Aufregung führt. Überhaupt scheint man dann mit seinem Team halbwegs ausgesöhnt zu werden, als Pobeda Prilep im zweiten Abschnitt das Tempo anzieht. Jetzt wird immer mal wieder getrommelt und auch ein paar Gesänge schallen durch das Stadion, was auch nach dem erneuten Zurückschalten des Heimteams anhält - man honoriert wohl, daß man mit seinem Treffer die Pflicht erfüllt hat.
Das städtische Stadion (Gradski Stadion) hört mit Goze Deltschew auf den Namen, unter dem Pobeda im Jahr 1941 gegründet worden war. Die Anlage, deren Namen meistens eher in englischer Transkription Goce Delcev zu lesen ist, verfügt auf beiden Längsseiten und hinter einem Tor über Ausbau. Besonders stark ist dieser Ausbau auf der Gegenseite, wo die hohen Ränge zum Großteil mit roten und weißen Sitzschalen ausgerüstet sind, die ein paar Balkenmuster sowie den kyrillischen Schriftzug Pobeda ergeben. Neben diesem Ausbau befindet sich zudem ausserhalb des Stadions ein Podest auf dem sich diverse Schwarzseher eintreffen. Von da aus geht der Ausbau in gleicher Höhe in den Hintertorbereich über, wo man sich auf Betonstufen niederläßt, die im weiteren Verlauf abfallen und nach etwa zwei Dritteln der Länge ebenerdig enden. Die Hauptseite ist mit vier bis sieben Stufen deutlich schwächer ausgebaut als gegenüber, dennoch darf man bezweifeln, daß die Lücke von einem guten Meter zur Rückwand, die hinter der obersten Stufe gelassen wurde, in vielen anderen Ländern ungesichert in einem Stadion in Betrieb geduldet würde. Die zweite Hintertorseite ist völlig nackt bis auf ein paar Werbungen an einer Hauswand, dafür wird eine neben dem Stadion verlaufende Treppe hangaufwärts von einigen Zuschauern als kostenfreie Zusatztribüne genutzt. Eine Anzeigetafel fehlt im Goze Deltschew völlig, eine Flutlichtanlage ist äußerst rudimentär vorhanden. Zwei Masten tragen ein paar Strahler, die maximal eine Hälfte des Platzes ausleuchten könnten - wenn überhaupt. Allerdings scheint Beleuchtung nicht zu den im mazedonischen Fußball üblichen Standards zu gehören, so ist in der bisherigen Saison von Spieltag zu Spieltag eine ständige Verschiebung der Anstoßzeiten zu früheren Terminen auffällig. Am ersten Spieltag ging es noch um 17:30 Uhr los, inzwischen ist man in 30-Minuten-Schritten bei 15:30 Uhr angekommen.
Mit dem neuen Länderpunkt im Rücken gehr es nun auf eine recht lange Rückfahrt. Jetzt mit 5 Mann an Bord läuft bis zur serbischen Grenze alles glatt. Dann folgt ein ziemlich übles Stück Landstrasse auf der es stellenweise nur im Schritttempo vorwärts geht da einige LKWs die Berge geradezu hochkriechen. Ab Krusevac kommt man dann endlich wieder in den Genuss einer Autobahn. Ansgar und Almut werden in Belgrad abgesetzt. 25 Stunden nach der Abfahrt in Prilep erreicht man das heimische Wiedenbrück. Eine absolut geniale Tour.