Weißrussland U21 - Moldawien U21
3 - 1
29.03.03 , Anstoß 15:00 , Gradski, Borisov
EM-Qualifikation U2
Lange war unklar ob diese Fahrt würde stattfinden können da man
auf die Visa wartete. 2 Tage vor geplanter Abfahrt trafen unsere
Pässe mit den heiligen Aufklebern drin dann ein und so konnte
es am Donnerstag nachmittag losgehen. Zusammen mit Grünebaum,
Schmiddi und Nils fuhr man zunächst mit Nahverkehrszügen via Minden,
Braunschweig und Magdeburg ins östlich von Berlin gelegene Erkner.
Nach relativ ereignisloser Fahrt, die man nutzte um diverse
Fanszines zu studieren und sich das von Nils zu Ehren Herrn Grünebaums
gedichtete Lied: "Klingelingeling, hier kommt der aa-Mann" (hohes Niveau)
etliche Male anzuhören erreichte man gegen Mitternacht dieses Erkner.
Da an den Gleisen zwischen hier und Frankfurt(Oder) zur Zeit
gearbeitet wird gings von hier mittels Schienenanal- ääähhh
Schienenersatzverkehr weiter per Bus zur Grenzstadt. Dort kam man
um 2h an und machte sich auf die Suche nach einer noch
geöffneten Kneipe. Da es eine solche an einem Donnerstag um diese Zeit
natürlich nicht gab rannte man ziemlich planlos durch die City und
schliesslich zum Grenzübergang. Da ja in unserem Lande heute
Nacht nix mehr offen zu haben schien ging es per Pedes rüber ins
polnische Slubice. Hier fand man zwar auch keine Kneipe, dafür
aber eine Tankstelle die die ganze Nacht geöffnet hatte. Dort
wurden ein paar Flaschen Bier eingekauft und sich eine Strasse
weiter in einen dunklen Hauseingang gesetzt. Nach einer Stunde
wurde jedoch der Hausherr von unserem Geplapper wach und bat uns
seinen Besitz zu verlassen. So ging es 50m weiter vor den Eingang
eines Hotels. Ähnliches Prozedere wurde in dieser Nacht noch ein weiteres
Mal durchgeführt da auch die Dame an der Rezeption ein paar Deutsche
die sich nachts vor irgend einen Eingang in Polen samt Alkohol
hinsetzen, nicht zu schätzen wusste. Nach diversen Gängen zur Tankstelle
und scheinbar nicht enden wollende Diskussionen zum Thema Groundhopping
wurde es schliesslich hell. Mitlerweile leicht durchgefroren
machte man sich gegen 6h45 wieder über die Grenze und zum Bahnhof
in Frankfurt. Hatte man die Nacht ja ganz gut rumgekriegt.
In der Bahnhofshalle noch schnell bei ein paar Einheimischen
unbeliebt gemacht, ging es dann gegen 8h mit dem Zug weiter nach Warschau.
Kurz nach den Grenzkontrollen kam der Schaffner rein und wollte
zu unseren Fahrscheinen auch unsere Reservierungen sehen. Schließlich
war dieser Zug reservierungspflichtig. Er sagte immer nur "Platzkarte,
Platzkarte!" Da von uns keiner so recht Bock hatte Geld für eine
solche Platzkarte auszugeben schaute jeder woanders hin und stellte sich
blöd. Hätte man auf Video aufnehmen müssen. Muss bestimmt witzig
ausgesehen haben. Nach einer gewissen Zeit wurde die Situation
selbst dem Schaffner zu blöde und stark genervt suchte er das Weite.
Gegen Mittag erreichte man die polnische Hauptstadt Warschau. Dort
wurde zunächst etwas Kohle gewechselt und die Reservierungen für
den Nachtzug nach Minsk getätigt. Jetzt musste man nur noch 7
Stunden rumkriegen bis zur Weiterfahrt. Als erster Kulturpunkt
stand natürlich McDonalds auf dem Programm. Was wären wir nur ohne
diese amerikansiche Fast-Food-Kette? Danach legte man einen etwas
längeren Fußmarsch zum alten Nationalstadion
zurück, in dem früher die Länderspiele ausgetragen wurden. Ein
riesiger alte Ground, den man heutzutage wohl nicht mehr machen
kann. Da heute morgen hier Markt gewesen war flog überall Müll
rum. Nachdem man den Anblick dieses alten Schätzchen etwas
genossen hatte wanderte man für weitere 10 Minuten weiter zum
Stadion von Legia Warschau. Ein
schicker All-Seater, an dem nur die ca. 6 Meter hohen Zäune zum
Spielfeld ziemlich blöd sind. Wenn man in einer der Hintertorkurven
sitzt dürfte die Sicht stark eingeschränkt sein. Den Rest des
Nachmittages verbrachte man damit kleine Pornobildchen zu sammeln,
welche hier überall hinter die Windschutzscheiben der Autos gesteckt
werden, ein 2. Mal nach McD zu gehen und sich vor einen Supermarkt
zu setzen um ein paar Biers zu trinken. Irgendwann hatte man
auch hier die Zeit totgeschlagen und es ging zurück zum Bahnhof.
Gegen 20h nahm man dann die Plätze in unserem Liegeabteil ein.
Eigentlich ein ganz nettes 4-Mann-Abteil. Während ein Grossteil
unserer Reisegruppe eigentlich nur noch schlafen wollte, hielt
es Nils für nötig neben ausgiebigem Alkoholkonsum eine sinnlose
Unterhaltung über sinnlose Themen in Festus-Lautstärke zu führen.
Irgendwann hatte ein Pole aus dem Nebenabteil die Schnauze voll,
stürmte in U-Buchse in unsere kleine rollende Herberge und brachte
Nils durch verbale Androhung zum Schweigen (endlich).
Mit der Zeit schlief auch der Radvormwalder, wohlgemerkt mit
Bierdose in der Hand, ein. Kurz vor der Grenze kam dann die Schaffnerin
um sich schonmal die Ausweise zeigen zu lassen, was auch bei 3 Leuten
funktionierte. Nur bei Nils war dies nicht ganz so einfach. Dieser,
noch schlaf- und volltrunken, begriff gerade aus dem Tiefschlaf gerissen
gar nicht was die Schaffnerin von ihm wollte und brachte nur so sinnvolle
Sätze wie "Ich hab kein Bock dir meine Länderpunktkreuzchen zu zeigen" oder
"Ich geb Kroatien nicht ab." hervor. Als er dann noch 20 Euro in seinen
Reisepass legen wollte wurde er von uns erstmal richtig wach geschrien.
Wenig später kamen die weißrussischen Grenzer. Man hatte ja schon
im Vorfeld gehört, dass diese zu den unfreundlichsten ganz Europas zählen
sollen und war deshalb etwas gespannt, nicht zuletzt weil man die
Zollerklärung, welche es nur auf kyrillisch gab nicht ausgefüllt hatte.
Die Beamten erwiesen sich dann aber als nur durchschnittlich unfreundlich.
Eben das Visa gestempelt und auf die Zollpapiere mit den Worten:
"Ausfüllen, jetzt" gezeigt. Der Typ kam dann aber nicht wieder.
Alles halb so wild. Die nächsten 2 Stunden bekam man dann kein
Auge zu, da nun wieder die Züge aufgebockt wurden um dessen Räder
auf die russische Gleisbreite umzustellen. Danach viel man dann doch noch
für ein paar wenige Stunden in den Schlaf.
Gegen 8h stieg man in Minsk aus dem Zug und es erwarteten uns
schon die üblichen Taxifahrer, die jedoch gar nicht so aufdringlich
wie gewohnt waren. Als erstes ging es in die Haupthalle des
sehr modernen Bahnhofs um uns
Zugtickets für die Weiterfahrt nach Borisov zu holen und Geld
zu wechseln. Der Devisentausch klappte auch einwandfrei frei; nur
mit den Tickets war das so eine Sache. An keinem einzigen Schalter
sprach jemand deutsch oder englisch. Irgendwie verstanden die
Ticketuschis auch gar nicht was wir von denen wollten. Bis sich
schliesslich ein russischer Rentner einschaltete der unserer
Sprache mächtig war. Für ca. 1 Euro bekam man dann einen Fahrschein
ausgestellt der eher wie ein Kassenbon aussah. Nun hatte man noch
die Idee schonmal die Reservierungen für den Rückweg zu tätigen,
womit das Chaos perfekt war. Der Rentner war mitlerweile weg
und wir mussten einer Weißrussin verklickern dass wir Reservierungen
von Minsk nach Warschau bräuchten, Tickets jedoch nur bis nach
Brest, da wir ja unsere Euro Dominos für Polen hatten. Minutenlang
wurde diskutiert (ohne jeweils die andere Partei zu verstehen),
gemalt und Phantomime gemacht bis ein Marokkaner auftauchte, der neben
französisch auch russisch sprach. Dieser diente dann als Dolmetscher.
Hätte nie gedacht dass ich irgendwann mal in Weißrussland stehe
und mich nur in französisch verständlich machen kann. Naja, obwohl
der Marokkaner genau so schwer von Begriff war stellte sich
irgendwann heraus dass man die Reservierungen erst ab 21h abends
vornehmen könnte. Nun gut. Bis zur Abfahrt nach Borisov waren es
noch gut 3 Stunden, also konnte man sich ja noch ein bischen Minsk
anschauen. Direkt gegenüber vom Bahnhof war ein McDonalds-Schild,
jedoch ohne eigentlich dazugehörigem Restaurant. Hungrig ging es
dann zum Dinamo-Stadion, welches lediglich 5 min vom Bahnhof entfernt
liegt, und machte schonmal ein paar Fotos. Der Ground ist wirklich
nett. Halt so eine typische Ostblockschlüssel. (siehe Fotos).
Nun ging es erneut auf Nahrungssuche jedoch wieder ohne Erfolg.
Frage mich wo die Menschen hier was essen. Es gibt echt keine
Läden wo man sich schnell was reinschnäbeln kann. So mussten halt
mal wieder die guten alten Müsli-Riegel und BiFi-Gürtel herhalten.
(ich kann den Fraß nicht mehr sehen).
Nach einer halben Stunde Uschis gucken an einer Bushaltestelle
gings zurück zum Bahnhof wo man in dessen Katakomben in eine
Bar einkehrte. Hier zog ich die Arschkarte. Anstatt mir ein normales
Brötchen oder einen Salat zu gönnen, kaufte ich mir so einen
überbackenen Kuhfladen. Selten so was widerliches gegessen.
Eine halbe Stunde vor Abfahrt ging man schonmal in weiser Vorsicht
zum Gleis womit wir ganz gut taten. Irgendwie war man sich nicht
ganz sicher ob man überhaupt auf dem richtigen Gleis war, da
natürlich alles auf kyrillisch geschrieben war und Borisov
nicht der Endhaltepunkt war. Relativ passend mit dem was man dem
Fahrplan entnommen hatte trudelte auch ein Zug ein; ein kompletter
Schlafwagenzug aus Sankt Petersburg. Klasse. Man ahnte schon dass
dies Theater geben würde. Und richtig. Kein Schaffner liess uns
mit unseren Tickets in den Zug. Aber zumindest hielt dieser auch in
unserem Wunschziel Borisov. Nun rannten wir von Wagen zu Wagen
und hielten jedem Bediensteten unsere Tickets und 10000 weißrussische
Rubel unter die Nase. Was war denn hier los. Es liess sich niemand
bestechen. Man merkt schon dass hier immer noch keine demokratische
Wahlen stattfinden und alle ein bischen Furcht vorm Regime haben.
Plötzlich wurden an den Zug 2 Wagen angekoppelt. Diese waren allerdings
nicht für den Personenverkehr gedacht, sondern für irgendwelche
Arbeiter. Hier bekam man dann wenigstens gegen "little money" den
Zutritt gewährt. Die Eingänge dieser 2 Asiwagen lagen voll mit Kohle
und der Rest des Zuges stank nach Farben und Lacke. Anscheinend
wurden hier drin irgendwelche Malerarbeiten verrichtet. (doch wo
zu die ganze Kohle?) Leider konnte man auch kein Fenster aufmachen.
So liess man sich also leicht benebelt in dem Wagen nieder und
genoss die Fahrt. Was man so aus dem Fenster sehen konnte scheint
es ausserhalb der Hauptstadt hier sehr trostlos zu sein. Alles
grau in grau.
Mit der Zeit machte man sich etwas Sorgen wann denn nun Borisov
kommen würde. Also suchte man die Arbeiter auf, welche auch nicht
die grösste Hilfe darstellten. Der eine sagte:"Hierrrr Borisov."
Der andere:"Borisov, 5 Minuten." Aus einer Sportzeitung hatten
wir uns mitlerweile die kyrillische Übersetzung für Borisov
rausgesucht und fanden so den passenden Absprung. Vorm Bahnhof
stand ein Taxi mit welchem man dann zum Stadion fuhr.
Dort angekommen wurden Tickets für ca. 1,50 Euro erstanden und den Ground
geentert. Nach den ersten Fotos vom leeren Ground ging man zum
direkt an das Stadion angrenzen Markt welche leider gerade abgebaut
wurde. Neben diesem Markt befand sich eine kleine Gasse mit mehreren
seltsamen Aufenthaltscontainern mit Bierausschank wo man sich
in einem auf ein Bierchen nieder liess. Das seltsame hier war
dass nicht jeder bedient wurde. Einige Leute wurden nicht mal
reingelassen. Auch wir hatten nach einer Runde nicht mal mehr
Chance auf einen Softdrink sondern wurde von der Bedienung sogar
noch angefurzt wie man denn auf die Idee kommen könnte was zu
bestellen. Sinnloses Land, sinnlose Läden. Nun war es ja auch Zeit ins
Stadion zu gehen. Am Eingang liess es sich ein Herr der Miliz
natürlich nicht nehmen einen Blick in meinen Rucksack zu werfen.
(Ich liebe diese Taschenkontrollen in russischen Ländern.)
Während dieser Prozedur kamen plötzlich Robert, Katernberg-Oli,
Bilk-Basti, Schnorrer, Hürther und Kraxlhuber des Weges. Es entwickelte
sich eine Begrüssungsorgie und es wurde geflaxt und gelabert.
Da der Herr Taschenkontrolle gar nicht mehr beachtet wurde hatte
dieser auch keine Lust mehr in fremden Klamotten zu wühlen,
und liess uns passieren.
Der Ground, ansonsten Spielstätte
des Erstligisten FC BATE Borisov, ist nur auf den beiden Geraden
bebaut. Auf jeder Seite befindet sich jeweils ein unüberdachte
Tribüne mit blauen und gelben Sitzschalen die sich über die ganze
Spielfeldlänge erstreckt. So langsam füllte sich das Stadion,
hauptsächlich jedoch mit Soldaten. Im Endeffekt sah man überall
fast nur grünolive Uniformen. Lediglich ein kleiner Block war frei
von den Staatsangestellten und reserviert für die Weißrussischen
Fans. Hier versammelten sich ca. 20 dergleichen und brüllten
choral abundzu mal was gen Himmel. Aus Moldawien war erwartungsgemäss
keiner angereist. Das Spiel war über weite Strecken nicht viel
mehr als ein Gebolze. Ja gut, die beiden Ländermannschaften gehören
ja auch nicht gerade zur "Belle-Etage" des Weltfussballs. Im
Endeffekt ein verdienter Heimsieg. Während die ersten Kompanien
ihren Abmarsch zelebrierten machten auch wir uns etwa 2 Minuten
vor Abpfiff vom Acker. Unser Taxifahrer vom Hinweg wartete vorm
Stadion und ab gings zurück nach Minsk.