Weißrussland - Moldawien
2 - 1

 

29.03.03 , Anstoß 18:30 , Dinamo, Minsk
EM-Qualifikation

 

Da Nils un ich uns die ganze Taxifahrt über lautstark unterhielten und lachten hatte unser Fahrer wohl das Gefühl wir wollten ihn abziehen und verlangte von uns deshalb die Kohle bereits unterwegs zu entrichten. Darauf wollten wir uns natürlich nicht einlassen. Als er uns jedoch zu verstehen gab dass er sich verarscht fühle kam in uns der Samaritereffekt durch und gaben ihm seinen Sold. Die etwa 70 km waren aufgrund der doch recht gut ausgebauten Strassen schnell hinter uns gebracht und der Fahrer liess uns direkt am Ticketschalter vorm Stadion in Minsk raus. Flott Karten für etwa 3 4 Euro klar gemacht wollten wir nun, etwa 20 Minuten vor Anstoss, ins Stadion. Jedoch machten uns ein paar Polizisten klar dass wir mit unseren Rucksäcken keinen Zutritt zum Ground bekommen würden. Nur wohin mit den Teilen. Zum Glück kam uns ein Russe in unserem Alter zu Hilfe der Deutsch sprach. Glück muss man haben. Dieser erklärte uns dann dass es hinter der Haupttribüne einen Bus geben würde an dem man seine Taschen abgeben könne. Also gings im Joggingtempo einmal rund ums oval und man fand in der Tat einen alten ausrangierten Schulbus wo man seine Klodden los wurde und dafür eine Marke aus Blei bekam. (Hätte sich prima als Wurfgeschoss geeignet). Nun konnte es ja reingehen. Am Eingang traf man den Bamberger, welcher gerade in eine Diskussion mit einem Polizisten aufgrund seines Rucksacks verwickelt war. Da konnten wir natürlich mit der Bus-Info protzen. Nach gründlicher Leibesvisitation kamen uns der Hürther und Hofer entgegen, welche aus dem Stadion geworfen wurden, da sie das Militär bei einer Parade fotografiert hatten. (kamen aber an nem anderen Eingang wieder rein).
Jetzt musste nur noch die Kontrolle am Blockeingang überwunden werden. Hier standen 2 Kameraden die überhaupt keinen Spass verstanden. Man wurde nicht nur an den Sack gepackt, nein, man musste auch noch Feuerzeug und Zigaretten abgeben. Da ich neben einer angebrochenen auch noch eine volle, eingeschweisste Packung Kippen in der Jacke hatte, versuchte ich einen der Kontrollettis zu beschwichtigen mir doch wenigstens die ganze Schachtel zu lassen. Es stellte sich jedoch schnell heraus dass mein Gegenüber nicht auf eine Diskussion aus war und deutete mir nur in einer arroganten Art den Weg in den Block. Der Anstoss stand unmittelbar bevor, das Stadion etwa zu einem Fünftel gefüllt. In jedem Block stand so eine Art Oberbulle der aufpasste dass keiner etwas falsches tat. Wenn nur einer mal kurz einen Fuss auf die Lehne des Sitzes vor ihm stellte kam der Typ sofort angetrottet und erteilte dem Gesetzesbrecher einen Rüffel. Waren echt oberpeinlich diese Affen. Zudem standen unten am Zaun zum Spielfeld Soldaten ohne Ende in jeweils 1 Meter Abstand. Immer abwechselnd einer mit dem Rücken zum Spielfeld stehend, daneben einer sitzend mit Sicht aufs Spiel. Alle 5 Minuten wurde dann durchgewechselt. Einmal passte die Reihenfolge nicht mehr, was die Jungs ein wenig zur Verzweiflung brachte.
Dieses Qualifikationsspiel der Gruppe 3 dürfte nicht das Entscheidenste dieser Gruppe gewesen sein, trotzdem waren beide Teams bemüht wenigstens ein paar Pünktchen einzufahren. Nach etwa einer Viertelstunde ging der Gast dann zum Jubel der 0 Mitgereisten Fans in Führung. Kurz vor der Pause fiel der Ausgleich, nach etwa einer Stunde der 2-1 Siegtreffer für die Belorussen. Stimmung gab es nicht besonders viel. Abundan stimmte ein Grossteil des Publikums in das monotone "Bieloruss" ein. Desweiteren wurde so oft die Welle angestimmt, dass es selbst den kuttigsten Gestalten auf der Dortmunder Südtribüne zuviel geworden wäre. Ruhe kehrte eigentlich nie ein da in den russischen Ländern eine sinnlose Begeisterung für Tröten besteht. Zum Glück waren es hier aber nicht so viele wie in Moskau oder Kiew.
Nach dem Kick sammelte man seine Kippen wieder ein, welche zu meiner Verwunderung immer noch neben den Kontrollettis lagen und ging zu Fuss zu McDonalds. Während man sich dort ein bestechend günstiges Menü reintat tauchten nach und nach die anderen bekannten Deutschen. Schon krass. 12 Deutsche Hopper bei Weißrussland - Moldawien. Das nimmt langsam echt kranke Ausmasse an.
Nach dem Essen trennte sich die nun 12 Personen starke Reisegruppe nochmal in 2 Lager. Während wir es vorzogen zurück zum Bahnhof zu gehen um nun endlich unsere Reservierungen zu tätigen begaben sich andere noch auf die Suche nach kostenpflichtigen Beischlaf.
Am Bahnhof wieder das alte Bild. Keiner verstand uns. Als man dann endlich aufgemalt hatte was man wollte versuchte uns die Schalterdame dass man die Reservierungen direkt am Zug machen müsste. Sowas habe ich ja noch nie gehört. Naja, wir begaben uns wieder ins 1. Tiefgeschoss in unser Cafe vorm Vormittag und gaben die letzten weissrussischen Rubel für Bier und Zigaretten aus. Nils wusste seine Kohle anscheinend gar nicht loszuwerden und kaufte sich ein Zeitung welche als Scheisshauspapier umfunktioniert wurde. Gegen 23h30 begaben wir 12 zuzüglich 2er stinkbesoffenen Zigeuner, welche Robert im Schlepptau hatte zum Gleis. Pünktlich traf der Zug aus Moskau um 0h15 ein. Die Schaffner weigerten sich jedoch uns mitfahren zu lassen da wir keine Reservierungen hatten und der Zug fast voll sei. Lautstarke Diskussionen an allen Enden unter ständigem Reingebölke der beiden Besoffskis. Zum Glück ist Robert der polnischen Sprache mächtig und konnte so einen Zugbegleiter dazu bewegen für uns nach freien Plätzen zu schauen. Dieser Moment wurde genutzt um den Zug zu stürmen. Jetzt waren erstmal alle 12 Mann drin, wenn auch nur im Gang. Mitlerweile begannen die beiden Belorussen tierisch zu nerven da sie immer versuchten die Zugtür aufzureissen welche vom Kraxlhuber zugehalten wurde. Wäre unsere Reisegruppe wegen den beiden aus dem Zug geflogen hätte es bestimmt Tote gegeben.
Dann war es soweit. Der Zug fuhr an. Erstes durchatmen. Nach und nach wurden wir auf irgendwelche Schlafabteile aufgeteilt und man gönnte sich eine Mütze Schlaf.