Tunesien - Ruanda
2 - 1

 

24.01.04 , Anstoß 19:30 , Stade 7 Novembre, Rades
Afrika-Cup 2004

 

Gegen 5h15 endstieg man seinem Schlafgemach und fuhr per Bus zum Flughafenterminal. Dort asselten auch schon der Rote und Ralle rum. Nach dem Check-In traf man dann noch die Stuttgarter Gallen-Dieter und Plochinger. Beim Umsteigen in München kreuzten dann noch die Lauterer JM und Schlimmer auf.
Weitere 2,5 Stunden später erreichte man dann Monastir. Bei netten Temperaturen wartete hier mal wieder die ganze Taxi-Mafia um das Geschäft des Tages zu machen. Ein Typ wollte uns unbedingt direkt bis nach Hammemet bringen, doch wir bestanden darauf am Louage-Platz in Sousse herausgelassen zu werden. In Tunesien gibt es nämlich 2 Arten von Taxis. Da wären zum einen die gelben die eigenltich nur innerorts fahren dürfen, und die weissen Taxis mit einem roten Streifen. Diese sind die sogenannten Louages. Zum Grossteil recht alte 9 Sitzer. Entweder man kauft sich einen Sitzplatz und wartet dann bis der Bulli voll ist (früher fährt der Fahrer nicht los) oder man kauft die restlichen Plätze auch noch damits sofort los geht.
Der Taxifahrer blieb zwar ziemlich hartnäckig und versuchte immer wieder zu verhandeln, doch irgendwann kam er sich etwas verarscht vor und stellte die Diskussion ein. Hier mal ein kleiner Auszug aus den Verhandlungen aus dem französischen übersetzt: "Ok. 55 Dinar bis Hammemet."
"Du hast doch eben schon 50 gesagt."
"OK. Zahlst du 50?"
"Nö. Zu teuer." ...usw.
Am Louageplatz stieg man um in ein Louage. Hier war der Fahrer schon wesentlich entspannter und weniger auf das grosse Geld aus. Er fand es sogar recht witzig dass wir zum Fussball hier seien und so entwickelte sich ein lockerer Small-Talk. Nach etwa 1,5 Stunden Fahrt erreichte man Hammemet und musste nun wieder in ein normales Taxi umsteigen. Dieses brachte uns dann zu dem Hotel für das man sich im Vorraus übers Internet Zimmer zum Preis von 8 Euro (pro Person pro Nacht inkl. Frühstück) reserviert hatte. Der Taxifahrer liess uns jedoch an einem 4****-Hotel heraus. Das konnte doch unmöglich richtig sein. War es dann aber doch. Da hatte man wirklich ein Schnäppchen gemacht. Nachdem uns der Page unsere Taschen auf unsere Zimmer gebracht hatte wurde sich erstmal etwas ausgeruht. Der Rote und Ralle blieben dann den Rest des Abend auf ihren Zimmern, während Marco und ich erstmal unseren Indoor-Pool antesteten. Hier tauchten wenig später auch wieder die beiden Stuttgarter auf.
Nach einer Weile rumplanschen und jede Menge Mist labern gings dann an die Bar auf ein erstes Bier. Nach zwischenzeitlichem Besuch einer Pizzeria setzte man sich letztendlich noch zu dem ganzen Rentner-Gesocks und verfolgte das nervenaufreibende Bingo-Spiel. Dabei schlief Gallus-Dieter ein und man machte ein paar Spässe mit ihm.
Gegen Mitternacht gingen wir dann auch auf unsere Zimmer.
Nach gutem Frühstücksbuffet gings per Taxi raus zum Bahnhof doch hier mussteman feststellen dass man hätte fast 23 Stunden auf den nächsten Zug warten müsste. Also wurde mal wieder mit einem der Geier verhandelt und es ging per Louage nach Tunis. Am Rande der Hauptstadt angekommen suchte man nun nach einer weiteren Reisegelegenheit Richtung Zentrum. Nach etwas Herumirren stieg man einfach in einen Bus ohne genau zu wissen ob das auch der Richtige sei. Leider schafften es nicht mehr alle Leute in diesen Bus einzusteigen und so teilte sich erstmal unsere Reisegruppe. Irgendwo stieg man dann wieder aus und ging den Rest bis zum Hauptbahnhof zu Fuss. Hier waren schon unzählige Fussballfans zugegen die in ihren Landesfarben auf den Zug nach Rades warteten. Auch die ersten Schwarzmarktheinis tummelten sich hier die für das heutige Eröffnungsspiel bereits 30 Dinar haben wollten. Nebenbei traf man auch die Niedersachsenfraktion mit H96-Linke, den beiden Schulz-Brüdern und 2 weiteren Vertretern.
Nach einer Weile trudelten auch der Rest unserer Reisegruppe wieder ein und machte sich auf die Suche nach etwas Essbarem. In einem ziemlich engen italienischen Restaurant (in dem es seltsamerweise keine Pizza gab) wurde man fündig. Danach wurde es so langsam Zeit Richtung Rades aufzubrechen. Zurück am Bahnhof ging es zum Schnäppchenpreis mit einem Nahverkehrszug dann weiter.
In Rades angekommen gings dann noch zu Fuß durch ein etwas ärmeres Viertel zu Fuss und man erreichte das Stade 7 Novembre etwa 2,5 Stunden vor Anstoss. Dieses ist erst kürzlich erbaut worden und sieht von aussen sehr imposant aus. Hat ein bischen Ähnlichkeit mit dem Stade de France in Paris. Hier war schon weiträumig alles abgesperrt. Aber dank unserer mitteleuropäischen Hautfarbe wurde man überall nur lächelnd durchgewunken. Im Stadion waren dann auf der Gerade schon so ziemlich alle Plätze besetzt und so sprach man einen Polizisten an ob er uns nicht zu den Gästefans lassen könnte. Das tat er dann auch.
Aus Ruanda waren etwa 50 Mann angereist neben die man sich dann hinsetzte. Einige hatten so weisse Laken an, andere hatten sich so seltsame blonden langen Haare angesteckt. Auch wenn Ruanda mit zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, gehörten diese Gestalten wahrlich nicht zu den Hutsis oder Tutus die sich seit Jahren in den Bergregionen bekämpfen. Sie schienen wohl allesamt mehr Kohle zu haben als wir selbst.
Gerade als man Platz genommen hatte begann auch schon die supergeniale Eröffnungsfeier. Habe vorher noch nie so ein Ceremonium im Stadion gesehen. Erst wurde so ziemlich die ganze Zeitgeschichte der Tunesier durchgespielt und später schwebte noch ein UFO aus der Arena. Absolut gigantisch. Nach einem abschliessenden Feuerwerk konnte das Eröffnungsspiel dann beginnen. Der Gastgeber Tunesien hat mit Ruanda, Kongo und Guinea nicht gerade eine Todesgruppe erwischt. Somit sollte es besonders heute nix anderes als einen Pflichtsieg geben. Doch was auf dem Platz gezeigt wurde war teilweise recht grausam. Unter anfangs noch lautstarkem Support vor ausverkauftem Hause ging der Gastgeber nach 25 Minuten dann standesgemäss in Führung. Doch während die Tunesier noch ihren Treffer bejubelten glichen die Ruandanesen nur wenige Minuten später aus. Die Schwarzafrikaner neben uns führten ihre Tänzchen aus und das heimische Publikum rundherum begann damit die Gästefans mit Wasserflaschen und anderen Gegenständen zu bewerfen. Die Situation eskalierte aber keineswegs. Ein paar Übeltäter wurden herausgezogen und alles war wieder ruhig. Die Stimmung im weiten Rund liess nach und das Spiel wurde streckenweise noch schlechter. Es ist schon sehr eklatant was einige afrikanische Truppen für ein pomadiges Offensivverhalten an den Tag legen.
In der 57. Minute fiel dann das 2-1 und dabei blieb es auch.
Nach dem Spiel stieg man dann einfach mal in einen der rumstehenden Busse. Dieser fuhr dann auch tatsächlich zum Bahhof von Rades-Olympique. Perfekt. Der Zug nach Tunis fuhr auch gerade ein. Nun dauerte es allerdings fast eine dreiviertel Stunde bis das olle Ding endlich losfuhr. In Tunis angekommen gab es nun keine Chance mehr auf einen Zug nach Hammemet. Also wollte man mit 2 Taxis wieder raus zum Louage-Platz fahren. Doch das war gar nicht nötig. Die beiden Fahrer boten uns an und direkt bis zu unserem Hotel zu fahren. Alles klar. Eben schnell die Taxi-Schilder vom Dach montiert ging die Fahrt dann los. Zwischenzeitlich wurde man von den Kutschern noch eingewiesen was man zu sagen habe fals die Polizei uns anhalten würde. Er sei ein Freund von uns und würde in dem Hotel arbeiten in dem wir zur Zeit hausen. (Sehr glaubwürdig). Man wurde aber nicht kontroliert und stiegen in Hammamet direkt an einer Bar aus die sich "Bierhaus" nannte. Na also, genau das was wir gesucht hatten. Nach einem grossen Bier schloss der Laden jedoch und wir machten uns auf die Suche nach einer weiteren Lokalität. Etwa 200m wurde man fündig. Hier wurde zwar übelst laut arabische Musik runtergejodelt doch dafür gabs Suff. Kollege Gallus schlief wie schon gestern abend wieder recht flott ein was uns dazu animierte erneut ein wenig mit ihm zu scherzen. Ordentlich Salz ins Bier und dann immer angeprostet. Seine Gesichtsausdrücke nach dem jeweiligen ersten Schluck nach erneutem Aufwachen waren an Kultigkeit kaum zu überbieten. Mit der Zeit kam man mit 2 einheimischen Damen am Nachbartisch ins Gespräch. Die eindeutig hübschere der Beiden (wohlgemerkt keine Prostituierte) liess sich nicht lange bitten und ging gleich aufs ganze. Nach ein wenig Vorgeplänkel fuhr man dann mit den beiden Damen und dem Roten in einen weiteren Laden. Hier gabs auch sowas wie nen Türsteher worauf wir beide kurzfristig etwas nervös wurden. War dann aber doch ein harmloser Schuppen. Nach 2 weiteren Pilzen beschloss man dann zu der Schönheit nach Hause nach Nabeul zu fahren. Der Rote fungierte von nun an nur noch als Begleitschutz. (nochmal Danke dafür). Man weiss ja nie wo man sonst plötzlich hingefahren wird.
Gegen halb 7 wurde es langsam hell und die Muezins begannen zu jodeln. Also gings per Taxi zurück zu unserem Hotel. Ein mehr als netter Abend der für den Roten natürlich nicht so prickelnd war.
Da es nun schon nach 7 Uhr war bediente man sich noch am Frühstücksbuffet bevor es ins Bett ging.