FK Ventspils - Bröndby IF Kopenhagen
0 - 0
12.08.04 , Anstoß 19:00 , Olimpiskã centra "Ventspils" Stadionã, Ventspils
UEFA-Cup Qualifikation
Eigentlich sollte an dem kommenden Wochenende ja die Bundesliga wieder komplettiert werden (Gladbach v BVB), doch Marco
schaffte es mich zu überreden mit ihm auf Baltikumtour zu gehen. So startete man am frühen Dienstag morgen zusammen mit Marco
und einem Typen von der Mitfahrzentrale gen Lübeck. Bei Hamburg kam man in einen größeren Stau sodass es bis zur Abfahrt des
Schiffes richtig eng wurde. Am Lehmannkai angekommen musste man sich doch stark wundern. Hier war ja gar nix los. Ganze
4 Autos verloren sich geradezu auf dem großen Parkplatz. Man fuhr erstmal bis nach ganz vorne zum Terminal und fragte wo
man denn parken könne und was das kostet. Der Typ sprach nur russisch und holte erstmal nen Kollegen. Der sagte wir sollen
den Wagen einfach neben dem Terminal-Gebäude abstellen und den Schlüssel abgeben damit sie den notfalls umparken können
falls er irgendwann im Weg stehe. Sehr suspekt. Vor dem Terminal sass dann so ein Lenny Kravitz-Verschnitt für Asis und 5 Russen.
Das war also fast die ganze Reisegruppe für die nächsten 36 Stunden. Per Shuttle-Bulli gings dann aufs Schiff auf dem noch
6 Autos und 1 LKW stand. Alles in allem gerade mal 20 Passagiere auf diesem recht großen Schiff. Den Namen der Gesellschaft
verschweige ich mal bevor die mir hinter noch einen reindrücken.
Eben die Klammotten in der "Pullmann-Lounge" abgestellt setzte man sich bei herrlichem Wetter an Deck und Schraubte sich
einen halben Liter Pils nach dem anderen rein. Am späten Nachmittag erwarb man dann noch 1 Flasche Jägermeister im Duty-Free-Shop
und das Unheil nahm seinen Lauf. Nachdem zunächst die Duty-Free-Uschi etwas mitgezecht hatte setzte man sich zu einem Letten
und zwang ihn praktisch zum Mitsaufen. Als die Karaffe geleert war gings dann noch in einen der Kneipen und ging einigen
Passagieren derbe auf den Sack. Marco wurde gar des Ladens verwiesen. Schließlich verlief ich mich noch auf der Suche nach
Pullmann-Lounge irgendwo an der Kapitänsbrücke, worauf dieser mich zu meinem Schlafgemach brachte.
Am nächsten morgen wurde gemeinsam versucht die Puzzlestücke des Abends wieder zusammen zu setzen. Gar nicht so einfach
da beide einen teilweisen Filmriss hatten. Marco traute sich zum Frühstück und wurde von allen anderen wohl recht übels
beäugt. Anscheinend kannte uns jeder auf dem Schiff. Während Marco sich den Magen vollschlug tauchte sogar der Kapitän
bei mir auf und erkundigte sich nach meinem Befinden.
Die letzten Stunden bis zur Ankunft in Riga wurden noch gepflegt abgeasselt. Um 23h30 am Mittwoch abend erreichte man
die lettische Hauptstadt und traf auch unseren lettischen Freund wieder der anscheinend auch einen geplegten Kater hatte.
Der Hafen von Riga befindet sich im Stadtteil Vetsmilgravis, etwa 20km nördlich der City.
Sinnloserweise fahren um diese Uhrzeit keine Busse mehr oder sonstwas in die City. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht und einer der
Autofahrer an Bord angesprochen ob er uns mit in die Innenstadt nehmen könne. Er antwortete mit einer Gegenfrage ob ich
einen Führerschein habe. Er sagte er habe 3 Fahrzeuge an Bord und müsse die alle durch den Zoll bringen. Kult. Also schnappte
sich Marco einen alten Golf und lud sich noch unseren lettischen Saufkumpanen und Lenny Krawitz ein; ich setzte mich ans
Steuer eines VW Transporters. Der Typ klärte am Zoll alles mit den Papieren und es konnte weitergehen. Wenig später tauchten
dann die Käufer der Karren auf. Das Geld und die Fahrzeuge wechselten den Besitzer und wir wurden dafür in die Innenstadt
gefahren. Der Typ liess uns direkt am Skonto-Stadion raus da wir dort die billigsten Hotels vermuteten. Aber nix war.
Entweder waren die Hotels ausgebucht oder einfach zu teuer. Nach einigen Kilometern Fußmarsch versuchte man zu guter letzt
sein Glück an einem Hostel etwas außerhalb der Stadt. Aber auch hier sold out. Man liess zunächst nicht locker und weigerte
sich das Gebäude zu verlassen doch es half nix. Man machte sich auf der Treppe vor dem Gebäude breit und versuchte zu pennen.
Gerade eingepennt wurde man aus den Träumen gerissen. Ein Lette war offenbar auch auf der Suche nach einer Bleibe und meinte
zu uns er wisse ein Hotel wo man für 5 Lats pennen könne. Schnell mit ihm in ein Taxi gehüpft und siehe da, er hatte Recht.
Perfekt. Gut gerädert machte man es sich gegen 4h30 in einem Assel-Zimmer bequem.
Gegen Mittag fuhr man dann per Trolley-Bus zum Busbahnhof und löste ein Ticket nach Ventspils am frühen Nachmittag. Hierbei
bemerkte man dann auch dass es abends nach dem Spiel keinen Bus mehr zurück geben sollte. Na klasse. Unsere Rucksäcke
standen noch im 5-Lats-Hotel. Wenn wir die jetzt noch geholt hätten, wären wir zu spät zu unserem Bus gekommen. Also stieg
man in kurzen Klamotten in den Bus nach Ventspils ohne zu wissen wie man abends zurückkommen sollte.
Nach 3-stündiger Fahrt erreichte man die Küstenstadt und ging als erstes zur Touri-Info um nochmal nachzuhaken ob abends
nicht doch noch ein Bus fahren würde. Aber nix war. Den Nachmittag über latschte man ein wenig durch die Stadt,
ging speisen in einem Lokal mit 2 Hammer-Bedienungen und schaute den Dänen beim Saufen zu.
Etwa eine halbe Stunde vor Anstoß enterte man den Ground. Dieser besteht aus einer überdachten Sitztribünen, die anderen Seiten
sind unzugänglich. Insgesamt waren unter den knapp 2000 Zuschauern etwa 50 Dänen, die meisten von ihnen schwer angetrunken.
Trotzdem hielt dies sie nicht davon ab ordentlich zu supporten. Auch die Ventpilsener meldeten sich abundan zu Wort.
Nach dem unterirdisch schlechten, torlosen und langweiligen Spiel mussten wir uns nun um die Rückfahrt nach Riga kümmern.
Nachdem man mehrere Dänen gefragt hatte ob einer gen Osten fahren würde, besorgte man sich an einem Verkaufsstand ein Stück
Pappe und schrieb darauf dick "RIGA".
An der richtigen Ausfallstraße postiert versuchte man nun zu trampen. Die ersten 30 Minuten waren nicht von Erfolg gekrönt
doch dann hielt ein Jeep-Fahrer und meinte in gebrochenem Englisch er könne uns zumindest etwa 35km mitnehmen. Also nix wie rein.
Wenigstens schonmal ein Stück weiter. Man verliess das Vehicle an einer Bushaltestelle mitten im Wald und zweifelte an der
Entscheidung erstmal ein Stück weiter gekommen zu sein. Man konnte die Hand vor Augen nicht sehen, man war von Wald umgeben und es waren
mitlerweile nur noch höchstens 10 Grad. In unseren kurzen Klamotten stand man nun hier und frohr sich den Arsch ab.
Irgednwann hörte man dann ein Fahrzeug näher kommen und so stellte man sich halb auf der Straße und hielt den Daumen hoch.
Der Typ hielt an und man freute sich. Allerdings nur kurz. Bei dem Gefährt handelte es sich um einen Uralt-Lada und bei dem
Fahrer um einen recht ordentlich angetrunkenen Russen. Er brauchte sowohl die eigene als auch die Gegenspur. Als er dann
sein Handy zückte und seinem Gesprächspartner immer wieder was von "Niemcy" (Deutsch) erzählte bekam man es schon ein wenig
mit der Angst zu tun. So gerade einem Wildunfall davongekommen hatte er aber dann wohl doch nicht vor uns zu überfallen
und liess uns nach weiteren 30km auch wieder raus. Juhu. Jetzt waren es nur noch 140km bis nach Riga.
An dieser Stelle mussten wir dann nicht lange warten bis ein Surfer anhielt und uns bis nach Riga mitnahm. Er war ganz witzig
drauf und kannte sogar unser Hotel in Riga vor dessen Haustür er uns dann direkt rausliess. Genialer Typ. Noch kurz das erlebte
verdaut gings dann auch schnell in die Kojen.