Shaheen Asmayee - Simorgh Alborz
3 - 1 n.V.
11.10.123 , Anstoß 14:00 , AFF Stadium, Kabul
1. Liga Afghanistan Finale
Im Sommer diesen Jahres war man auf ein Testlaenderspiel zwischen Afghanistan und Pakistan aufmerksam geworden, welches in Kabul ausgetragen sollte.
Nach Ruecksprache mit anderen Deutschen in Dubai welche bereits beruflich nach Kabul gereist waren stand fest, kann man machen.
Leider sprang geplanter Mitfahrer mangels Urlaubstagen dann doch noch ab und somit musste der Laenderpunkt verschoben werden.
Wie auch schon erstmals im Jahre 2012 wurde auch dieses Jahr die Afghan Premier League binnen weniger Wochen ausgetragen wobei die Teams aus dem ganzen Land kommen,
waehrend des Ligabetriebs aber alle auf einer Anlage in Kabul wohnen.
Nach herkoemmlichen Hin-un Rueckspielen gehts dann fuer die 4 besten Teams in Halbfinals und Finale um die Wurscht.
Nach langem hin und her konnte man mit Boris dann auch einen Mitfahrer fuer das Finale gewinnen.
Es gab zwar noch andere Interessenten, jedoch sagten diese aus verschiedenen Gruenden ab.
Dem Einen war die Tour zu kurz, der andere hatte keine Lust ueber Dubai zu fliegen um dort das Visum abzuholen und aufgrunddessen Urlaubstage zu verplempern.
Naja, im Nachhinein hats dann einige Leute wohl doch gewurmt dass sie nicht dabei waren. Wie mans macht ist ja immer falsch.
Nachdem Kollege Boris in Dubai eingeflogen war gings auf direktem Weg zum afghanischen Konsulat im Stadtteil Jaffiliya.
Vorherige Telefonate hatten ergeben dass man dort voellig unproblematisch das Touristenvisum innerhalb eines Tages bekommt, auch wenn man keinen Wohnsitz in den VAE hat.
Wer hingegen versucht sich das Visum in der afghanischen Botschaft in Berlin zu beschaffen wird auf groessere Probleme stossen.
Nach aktuellem Wissen werden dort zur Zeit gar keine Touristen-Visas ausgestellt.
Im Konsulat erwies sich die Situation dann wie gewuenscht. Antrag (bekommt man dort ausgehaendigt) ausfuellen, nen Passfoto abgeben, 50 Dollar, fertig.
Der Visa-Mokel war sehr locker drauf und sagte, „seht Jungs, heute nachmittag koennt ihr eure Paesse abholen, wenn ich nen Visum fuer euer Land will, dauerts 3 Monate“.
Tja, da koennen wir leider auch nix fuer.
Am Nachmittag gings dann wieder zum Konsulat und die Visas waren in unseren Paessen.
Keine Einladung, keine Hotelbuchung, kein Rueckflugticket von Noeten. Aber ich hatte das in Dubai ja schon ofters erlebt dass man auf den dortigen Kosulaten/Botschaften nicht so genau ist
(Eritrea, Sudan, Tadschikistan, Kasachstan,...)
Am Donnerstag gings fuer mich nochmal nen Tag auf die Arbeit waehrend Kollege noch nen Kick in Ajman mitnahm.
Freitag morgen, 4:20 Uhr, Abflug ab Terminal 2 mit fluy dubai.
Man hatte nicht vergeschlafen und dann kam auch noch eine Stunde Verspaetung dazu. Naja, irgendwie war man ja schon mehr aufgeregt als sonst und von daher mussten 2-3 Stunden
Schlaf im Flieger fuer diese Nacht reichen. Dieser war uebrigens Rappalvoll. Aufgrund des bevorstehenden muslimischen Eid al-Adha Festes waren wohl einige Afghanen zu nem Heimaturlaub aufgebrochen.
8:50 Uhr Landung in Kabul. Schon der Anflug auf die afghanische Hauptstadt bot eine eindrucksvolle, landschaftliche Kulisse. Die Stadt ist umgeben von hohen und kargen Bergen, und Kabul
an sich sieht von oben so farbeintoenig braun aus wie man es sich kaum vorstellen kann.
Immigration auch viel easier als befuerchtet. Was machen hier, warum, wielange, Stempel, fertig.
An der Gepaeckausgabe wartete schon der Mokel vom Intercontinental Hotel.
Aus Gespraechen mit Geschaeftsreisenden die schon mal in Kabul waren hatte ich erfahren dass ein organisierter Transport fuer Westler mehr als notwendig ist.
Also hatte man die groesste afghanische Securityfirma (www.afghanlogisticstours.com) kontaktiert und um ein Angebot gebeten.
880 USD sollten faellig sein, fuer Abholung vom Flughafen, Sightseeing in Kabul, Transport zum Stadion inkl. mit reingehen, naechsten Tag wieder Drop-off am Airport und einer Uebernachtung.
Das war usn dann doch bisserl heftig.
Also mal das Intercontinental Hotel angeschrieben. 120 USD im Doppelzimmer inkl beide Wege Flughafen – Hotel.
Perfekt. Zudem befindet sich das Intercontinental Hotel in guter Hanglage. In Kabul ist die Hotelauswahl nicht sonderlich gross. Im Prinzip gibt es nur 4 gescheite, von denen alle schonmal
von der Taliban angegriffen wurden.
Unser Fahrer fuehrte uns durch die zahlreichen Personen und Gepaeckkontrollen zum Geldwechsel wo erstmal Afghanis geholt wurden (ca. 50 Afg = 1 USD).
Auf dem Weg zum Hotel bekam man dann ein erstes Bild der schwer geschuettelten Stadt. Eigentlich alles ganz ok, so wie Staedte in dieser Region halt sind.
Chaotischer Verkehr, Strassen nicht gut aber definitiv ok. Nach einer halben Stunde erreichte man unser Hotel welches wie bereits erwaehnt etwas hoeher liegt.
Gleich mehrere Wegsperren gab es davor wo immer wieder das Auto von unten abgeleuchtet wurde, man durfte jedes Mal aussteigen, erneute Gepaeckkontrolle etc.
Schon etwas nervig aber hier wohl angebracht. Auch vorm Hoteleingang musste man erneut durch eine Schleuse.
Trotz dieser ganzen Sicherheitsvorkehrungen war das Hotel im Jahr 2010 Ziel der Taliban geworden welche die Rueckseite der Herberge mit Grantwerfern beschossen hatten.
Nach erfolgtem Check-In kurze Pause zum Frischmachen im Zimmer und es wurde der geniale Blick ueber Kabul genossen werden.
Zudem sah man immer mal wieder Black-Hawks der Amis kreisen.
Fuer 10h30 hatte man einen Fahrer bestellt der fuer 100 USD den ganzen Tag bei uns blieb und uns ueberall hinfuhr.
Zunaechst gings zum Bab al-Babur (Baburs Garten), eine nette Parkanlage hoch ueber Kabul an welchem sich auch ein alter, guterhaltener Mogultempel und das Mausoleum des Moguls Barbur befindet. Bei herrlichem Wetter waren etliche Einheimische im Park welche Musik hoerten und uns begruessten. Auf die Frage an unseren Fahrer ob das Leute vor 2001 hier auch getan
Haetten bekamen wir nur die Antwort „Taliban, bumm“. Alles klar, verstanden.
Ein paar kleine Souvenirs reicher gings weiter zur Shah-e Doh Shamshira Moschee und zum Zentralmarkt. Hier war richtig Chaos angesagt.
So wie man Maerkte in Zentralasien halt kennt nur dass man hier vielleicht permanent im Hinterkopf hat, hoffentlich hat keiner nen 6-pack unterm Hemd. Ausm Auto paar Fotos geschossen, unter anderem auch nen paar Burka-Ladies und schliesslich auch mal das Auto verlassen und ein bischen rumgeschlendert und Fotos gemacht.
Zu keinem Zeitpunkt musste man hier fuerchten dass man nicht willkommen waere.
Die naechste halbe Stunde sass man im Verkehr fest und dann war es auch schon Zeit zum Stadion aufzubrechen.
Austragungsort aller Ligaspiele sowie dem heutigen Finale ist das AFF-Stadium welches sich Naehe zum alten Nationalstadion (Ghazi-Stadion) befindet.
Letztere Spielstaette haette man sich gerne mal von innen angeschaut aber man wurde leider vom Sicherheitsmokel zurueckgewiesen.
Waere schon mal gern in dem Stadion gewesen in dem vermutlich mehr Hinrichtungen als Fussballspiele stattgefunden haben.
Am AFF-Stadion war 1,5 hrs vor Spielbeginn schon gut was los. Kassen waren nicht auszumachen davor aber einige Schwarzmarkthaendler.
Als man grade schon 10 USD fuers Billet einem kleinen Afghanen geben wollte, traf unser Fahrer einen Kumpel welcher fuer seine uebrigen Tickets nur 6 USD pro Stueck
haben wollte. Deal. Kollege Fahrer meinte er habe kein Geld fuers Ticket, wurde aber von uns herzlich eingeladen.
Beim AFF-Stadium handelt es sich um einen All-Seater welcher von aussen anscheinend noch nicht fertig gestellt ist.
Hinter einem Tor befindet sich zudem eine Art Empore fuer Bessergestellte die man dann auch sogleich ansteuerte.
Nach mehreren Versuchen eines Mokels uns von dort zu vertreiben kam man ins Gespraech mit einem der Verbandscheffs. Ein Ami.
Von ihm bekam man eien Menge Infos ueber Afghanistan und das Leben hier sowie ueber den Fussball.
Vor ein paar Wochen wurde gar ein Jugendturnier in der Talibanhochburg Kandahar ausgetragen. Die Taliban selber sei auf sie zugekommen und sie gebeten ihre Kinder zu trainieren.
Als Gegenleistung wuerden sie fuer die Sicherheit garantieren.
Bis zum Kick off war die Bude dann brechend voll. Auch auf das Dach der Gegentribuene wurde geklettert und in den Baeumen gehangen.
Das heutige Finalspiel zwischen Shaheen Asmayee (Kabul) und Simorgh Alborz (Mazar-i-Sharif) stand an.
Es gab zwar sowas wie 2 Fangruppen aber teilweise hatte man den Eindruck des der Ausgang des Spiels der Mehrheit egal war, Hauptsache ein gutes Spiel und Emotionen.
Im Prinzip herrschte das ganze Spiel ueber eine super Atmosphaere mt Anfeuerungen fuer beide Teams.
Bis zur 90. Minute war Shaeen in Fuehrung gelegen bekam dann aber doch noch den Ausgleich und es ging in die Verlaengerung.
Hier war das heimische Team dann deutlich ueberlegen und gewann die Meisterschaft.
Nach Spielende machte man sich dann schnell aus dem Staub. Es wurde auch langsam dunkel.
Zurueck am Hotel gabs dann die Ernuechterung dass es keinen Alkohol gab.
Unser Fahrer bot uns an Bier zu organisieren aber die Fahrt wuerde 30 Minuten pro Strecke dauern und wir muessten mitkommen da er im Falle einer Polizeikontrolle
Eine hohe Strafe kassieren wuerde da Moslems hier nicht im Besitz von Alkohol sein sollen.
Wir verzichteten auf das Laenderpunktbierchen und schlugen uns den Wanst am Buffett voll.
Das war auch bitter noetig nachdem man fast den ganzen Tag nichts gegessen hatte.
Das Essen gabs leider nur draussen und mit der Zeit wurde es doch ganz schoen schattig.
Gut genaehrt und etwas durchgefroren gings dann direkt in die Federn.
Um nachsten Morgen hiess es wieder frueh aufstehen da man den selben Fahrer gebucht hatte um uns zum Lake Qargha zu bringen.
Dieser befindet sich westlich der Hauptstadt und fuehrte uns somit auch durch Westen von Kabul. Dieser Teil wurde zuerst von den Amis angegriffen und ist zum grossten Teil
Zerstoert. Hier befindet sich auch der aermere Teil der Bevoelkerung welcher am Wegesrand versucht Obst und Gemuese zu verkaufen. Die Strassen sind teilweise in
Katastrophalem Zustand und wohin man schaut befinden sich irgendwelche Militaeranlagen.
Vorbei am ziemlichem heruntergekommenen Kabul Golf Club erreicht man schliesslich den huebschen See umgeben von Bergen.
Man liess sich im Garten eines Restaurants nieder und genoss die Landschaft und das Wetter.
Genau dieses Restaurant war erst im letzten Jahr Anschlagsziel der Taliban gewesen was zu zahlreichen Toten gefuehrt hatte.
(http://www.theguardian.com/world/2012/jun/22/taliban-attack-kabul-lake-resort).
Dann war auch schon Zeit zurueck nach Kabul zu fahren. Noch schnell nen Afghanistan-Trikot an nem Marktstand abgegriffen gings zurueck zum Airport.
Auch hier wieder unzaehlige Kontrollen, Taschen durchsuchen, Auto durchsuchen etc. Etwas nervig aber scheint hier wohl angebracht zu sein.
Um 14:40 war der Afghanistan-Kurztrip dann beendet und flydubai brachte usn sicher zurueck in die Emirate.
Alles in allem hat uns Kabul gut gefallen. Natuerlich ist noch laengst nicht alles sicher aber man ist auf einem guten Weg.
Die grosse Frage wird sein, kehren die Taliban zurueck sobald die Amis abreisen oder ist die afghanische Armee alleine in der Lage fuer Sicherheit zu sorgen.
Momentan jedenfalls wuerde in keinem abraten nach Kabul zu reisen.
Weitere Fotos gibt es hier.